Wettbewerbsbeschluss (1. Preis Realisierungswettbewerb Daueranlagen Gartenschau)
Das Preisgericht hat in seiner Jurysitzung am 15. Dezember 2023 die Arbeit des Büros RMP Stephan Lenzen, Freie Landschaftsarchitekten aus Bonn, als 1. Preisträger des freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs gekürt. Dazu wurde bereits im Newsletter Nr. 05 vom 20. Dezember 2023 informiert.
Zwischenzeitlich hat sich auch der Gemeinderat mit den Wettbewerbsergebnissen befasst und beschlossen, diese Arbeit als planerisch-konzeptionelle Grundlage für die weitere Planung der Daueranlagen in der Gartenschau zugrunde zu legen. Auch für diese Entscheidung gab es durch den Gemeinderat eine sehr breite Mehrheit.
Die Leitidee dieser Arbeit ist eine „Raumfolge“ verschiedener Freiräume entlang der Enz.
Das Preisgericht hat diese Arbeit wie folgt gewürdigt (Auszug Preisgerichtsprotokoll):
Offene und geschlossene Räume werden als aufeinanderfolgende Abschnitte betrachtet, die durch einen geschwungenen Weg miteinander verbunden sind. Sogenannte „Verbindungsanker“ in Form der Fußgängerbrücke oder Aufenthaltsbereiche entlang der Wege binden diese über den Fluss an die Altstadt an.
Die Abfolge der Freiräume beginnt im Norden mit der „Naturaue“ und setzt sich im Süden mit dem „Industrieerbe“ und dem „Stadtbaustein“ (Häckerareal) fort. Den südlichen Abschluss bildet die „Freizeit- und Flusslandschaft“. Auf der Stadtseite der Enz befindet sich der fünfte Abschnitt, das sog. „Gartenerbe“. Durch diese konzeptionelle Idee entsteht ein gut ablesbares Gesamtbild, welches das Format Gartenschau im Jahr 2029 zukunftsträchtig umsetzen kann. In der „Naturaue“ charakterisieren ein Naturspielplatz, Feuchtwiesen und neu angelegte Auewaldstrukturen entlang des Enzufers den Raum. Der entstandene Retentionsbereich stellt einen angemessenen und umsetzbaren Beitrag aus wasserbaulicher Sicht dar.
Im „Industrieerbe“ werden vorhandene Strukturen aufgenommen und für zukünftige Nutzungen umgebaut, z.B. bietet eine Aussichtsterrasse an der ehemaligen Gipsablade so zukünftig den wertvollen Blick auf die Altstadt und das Schloss.
Die dargestellte Struktur im Freiraum wie auch in architektonischen Teilelementen ist jedoch hinsichtlich der Lage und Ausrichtung des Bestandes zu überprüfen. Der neue Enzsteg trifft örtlich auf den „Platz der Industriekultur“, der sich zum Gewässer hin mit einer Terrasse öffnet. Das bestehende Gebäude wird in südlicher Richtung städtebaulich ergänzt.
Die „Freizeit- und Flusslandschaft“ schließt die Enzpromenade nach Süden ab. Eine stärkere, freiraumplanerische Öffnung im Bereich der Brücke Auricher Straße wäre hier wünschenswert. Der Erhalt der Glashäuser der ehemaligen Gärtnerei Weller ist zu prüfen.
Offene und verdichtete Freiräume wechseln sich hier bis zum Rondell ab. Der Bereich der bestehenden Gartenparzellen ist inhaltlich gut strukturiert. Dies betrifft auch die südlich anschließende Freizeitanlage mit Biergarten entlang der Walter de Pay Straße, die den Raum zur Enz durch Wiesenflächen und großzügigen Enzterrassen freihalten. Das Rondell mit seiner historischen Tradition ist für die Maientagsveranstaltung mit ausreichend breiten Wegen gut erschlossen.
Im stadtseitig liegenden Bereich des „Gartenerbes“ werden die Gartenstrukturen der Bürgergärten sehr feingliedrig dargestellt. Das Büro schlägt vor, den westlichen Bereich etwa als Viertelkreis aus den genutzten Bürgergärten heraus zu lösen und extensiv als Retentionsraum dem Fluss zurückzugeben.
Die Wegebeziehung vom neuen Enzsteg bis zur Straße „Im Mühlkanal“ wird sensibel an einer Wegekreuzung leicht verschwenkt, was positiv bewertet wird. Der neu angelegte „Köpfwiesenplatz“ stellt einen passend dimensionierten Verbindungspunkt zur Altstadt dar. Im Bereich der „Köpfwiesen“ wäre am Ufer eine Anreicherung mit weiteren Attraktionen (z.B. Biergarten, Spielplatz) wünschenswert.
Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag zur Lösung der komplexen Aufgabenstellung dar. Sie bietet in puncto Nachhaltigkeit und Angemessenheit einen hohen Mehrwert für das Freiraumsystem von Vaihingen in den kommenden Jahrzehnten. Eine Gartenschau kann in der vorgeschlagenen Flächenabfolge mit einem großen Spannungsbogen ausgerichtet werden. Besucher werden ermutigt, den gesamten Grünzug zu erwandern. So kann zusammen mit weiteren touristischen Angeboten auch in der Umgebung und gutem Marketing ein Zweck der Gartenschau erreicht werden, Besucher nach Vaihingen zu locken und den Bewohnern einen echten Mehrwert zu bieten.
Der Beitrag muss hinsichtlich der fehlenden Veranstaltungsbühne und den angesprochenen Punkten im Häckerareal und den Köpfwiesen sowie des Wellerareals nachgeschärft werden. Hinweise zum Thema „Stadtnahes Parken“ werden vermisst und sind in der weiteren Bearbeitung zu vertiefen.