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Stadt Vaihingen an der Enz

Klimaschutz fängt vor der eigenen Haustüre an

Artikel vom 14.11.2022

Klimaschutz fängt vor der eigenen Haustüre an

Besuch von der Umweltstiftung NatureLife International hatte dieser Tage Vaihingens Oberbürgermeister Uwe Skrzypek. Im Gepäck hatten seine Gäste – die beiden ausgewiesenen Naturschutzexperten Dr. Karin Blessing aus Aurich und Conrad Fink aus Freiberg – eine selbstinitiierte Studie zum Enztal bei Vaihingen an der Enz, die sie dem Stadtoberhaupt und seinem Planungsamtsleiter Norbert Geissel, in dessen Ressort u.a. der Natur- und Klimaschutz fällt, vorstellten. Begleitet wurden die Besucher von Manfred Auch als interessiertem und engagiertem Bürger.

Idyllische Gewässer, umgeben von Wiesen, Wäldchen, Hecken, Weinbergen, Gärten – immer mehr Menschen lieben und schätzen die vielfältige Kulturlandschaft unserer Heimat. Dort finden sie Erholung in frischer Luft und erleben dabei hautnah die vier Jahreszeiten mit ihren unterschiedlichen Facetten, Farben und Formen und der ganzen Faszination der Natur. Doch vielen Menschen ist nicht mehr bekannt, wie die einzelnen Elemente der Kulturlandschaft entstanden sind, welche Bewirtschaftung und Pflege sie benötigen, um auch künftig noch nutz- und erlebbar zu sein. Dies gilt ganz besonders für Tallandschaften, die als Auenökosysteme die vielfältigen Funktionen als Lebensadern der Landschaft (Lifelines) natürliche Klimaregulatoren, Wassererneuerungs- und Rückhalteräume, Biotopvernetzungslinien sowie Lebens- und Erlebnisachsen darstellen. Die zu erwartenden und schon seit der Jahrtausendwende spürbaren Auswirkungen des Klimawandels mit Hitzewellen und Dürreperioden einerseits, mit Extremniederschlägen und Überschwemmungen andererseits, erfordern um- und weitsichtiges Handeln der Verantwortlichen in den Kommunen, beim Land und beim Bund.

Hier setzt die Studie „Lebendiges Enztal Vaihingen an der Enz – Landschaftsanalyse zur Natur und Kultur und den Potenzialen der integrierten nachhaltigen Regionalentwicklung“ an. Sie zeigt exemplarisch an einem Ausschnitt im Enztal bei Vaihingen an der Enz anhand von fünf analysierten Landschaftsbereichen auf, wie Menschen durch die Nutzung des Wassers, des Weinbaues und des Grünlandes in der Talaue die Landschaft geprägt, gestaltet – aber auch umgestaltet – haben.

Ziel ist es damit, verlorenes oder fast vergessenes Wissen zu bewahren, zugänglich zu machen, Anregungen für dringliches Handeln zu geben und konkretes Wissen zu schaffen, welches die Verantwortung von uns allen für heimische Natur und Kultur aufzeigt und zum eigenen Handeln motiviert. „Denn Klimaschutz, Umweltvorsorge, Naturbewahrung und Nachhaltigkeit fangen vor der „eigenen Haustüre“ an“, so Dr. Karin Blessing von der Stiftung NaturLife International. „Umwelt und Klima kann nur schützen, wer Natur kennt. Im Hinblick auf die geplante Gartenschau im Jahr 2029 bietet die Studie vielfältige Ideen zur ökologischen Optimierung im Enztal zwischen der Seemühle und den Enzwiesen Richtung Enzweihingen“.

Conrad Fink, Autor der Studie ergänzt: „Das Enztal steht dabei exemplarisch für den Landschaftswandel in der gesamten Neckarregion und des Einzugsgebietes seit Ende des 19. und verstärkt seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Doch einen Unterschied gibt es seit dem Landschaftswandel seit Beginn der Technisierung und Industrialisierung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und heute: Immer haben Nutzungen und Änderung Vielfalt in der Kulturlandschaft und weitgehend ökologische Stabilität hervorgebracht. Mit den Veränderungen nach dem zweiten Weltkrieg aber begann erst der schleichende, und ab den 1960er-Jahren der tiefgreifende, radikale Landschaftswandel mit teilweisem Totalverlust vieler früher häufiger Arten einhergehend mit der um sich greifenden Wissenserosion. Liefen frühere Entwicklungen langsam also landschaftsorganisch in einer allmählichen Heimatevolution ab, so stehen wir heute angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und Artenschwunds unter enormem Handlungsdruck“. „Ein Handlungsdruck,“ so Dr. Karin Blessing, „der keine langen Debatten zulässt, sondern schnelles Handeln zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen ′vor der eigenen Haustür erfordert. Wie dies gelingen kann, wird mit dieser Studie mit vielen Beispielen aufgezeigt. Sie ist allen gewidmet, die sich für Heimat, Natur, Landschaft und nachhaltige Entwicklung als Helden der Landschaft engagieren oder diese bei Aktionen, mit Öffentlichkeitsarbeit, Zuspruch, regionalen Einkäufen, Spenden, mit Arbeitseinsätzen sowie mit der Weitergabe von Wissen unterstützen. Ein ganzer Strauß an Maßnahmen – große und kleine – sollen die Verantwortlichen inspirieren. Dies gilt für die Maßnahmen im Zuge der Gartenschau, aber auch davor und danach.“

„Inspiriert“ zeigte sich auch Vaihingens OB Uwe Skrzypek nach der Vorstellung der Studie. „Ich habe es schon bei meiner Amtseinsetzung im September gesagt: Wir müssen diesen Planeten so behandeln, dass wir ihn an künftige Generationen übergeben können, wie wir ihn kennengelernt haben, nämlich vielfältig und schön und lebenswert. Das muss der Maßstab für all unsere Entscheidungen sein“. In der Studie sieht das Stadtoberhaupt eine wichtige Handreichung, für die er sich bei seinen Gästen herzlich bedankte.

Interessierte können die Enztalstudie bei der Stiftung NatureLife International anfordern: info@naturelife-international.org

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