Grundstücksverkauf für „Moschee der Kulturen“
Vaihingen an der Enz - Die Stadt Vaihingen an der Enz wird dem Verein DITIB – Türkisch Islamische Gemeinde zu Vaihingen/Enz e.V. ein Grundstück im neuen Gewerbegebiet Fuchsloch III zum Kauf offerieren. Damit erfüllt der Gemeinderat ein Versprechen, das dem Verein vor Jahrzehnten gegeben wurde. Auf dem Grundstück soll im geplanten Gewerbegebiet Fuchsloch III eine „Moschee der Kulturen“ als modernes Begegnungszentrum entstehen, unter anderem mit einem Restaurant-Café, das die Gastronomie für das gesamte Gewerbegebiet sichert.
Der lokale Verein hat derzeit 310 Mitglieder. Neben deutschen und türkischen Staatsbürgern sind auch Gläubige aus Syrien, Bosnien, Kroatien und dem Kosovo aktive Mitglieder. Seit 1987 liegen die Gebetsräume des Vereins in der Hauffstraße. Die dortigen Baracken sind in schlechtem baulichen Zustand. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren zahlreiche alternative Grundstücksoptionen zum Bau einer neuen Moschee geprüft. Jetzt kam der Gemeinderat zu dem Schluss, dass das Grundstück 17 im Nordwesten des Gewerbegebiets der beste Standort für das Vorhaben ist. Es liegt direkt an der K1696 in unmittelbarer Nähe zur Feuerwehr und dem geplanten Gebäude des Polizeireviers Vaihingen an der Enz.
Die Moschee soll neben Gebetsräumen auch einen Jugendraum und das Café beherbergen. Es entstehen rund 60 Parkplätze. Der Architekt Murat Korkmazyürek (Inhaber m³ architekten) stellte die Pläne bei zahlreichen Besuchen in Vaihingen dem Gremium und verschiedenen Interessengruppen vor.
Die Gremien der Stadt befassen sich bereits seit 2010 mit dem Ansinnen des Vereins. Insgesamt gab es allein im Jahr 2025 mehr zehn Beratungstermine, zum Beispiel im Ältestenrat, im Gemeinderat, im Verwaltungsausschuss, im Ortschaftsrat Kleinglattbach und im Ausländerbeirat. Hinzu kommen noch einmal mehr als 30 intensive Gesprächstermine mit verschiedenen relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen. Sieben Mal präsentierte der zuständige Architekt dabei seine Pläne. Bei einer Rundfahrt zu zwei Moscheen informierten sich zudem zahlreiche Gemeinderätinnen und -räte sowie Vertreter verschieder Gruppen wie Jugendgemeinderat und des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) in Vaihingen sowie Pressevertreter über die Nutzung der Gotteshäuser. Der ACK und der Ausländerbeirat Vaihingen an der Enz befürworten den Bau der Moschee und haben dem Gemeinderat jeweils Stellungnahmen zukommen lassen.
Nach der Meinung des Gemeinderates ist die Vergabe des Grundstücks durch die Stadt die einzige Möglichkeit der Einflussnahme auf den Bau der Moschee, die auf einem privaten Grundstück nicht möglich gewesen wäre. So wurden auf Wunsch des Gremiums in den Kaufvertrag Klauseln verankert, die einen Weiterverkauf des Grundstücks regulieren und der Stadt ein Ankaufsrecht garantieren, falls sich die Vereinsstruktur ändern sollte. Außerdem wurde dem Verkauf eine gemeinsam vereinbarte Präambel vorangestellt. Sie verankert unter anderem das Ziel, dass die Moschee ein sichtbares Zeichen für gegenseitigen Respekt, Vertrauen und eine gelebte demokratische Gesellschaft sein soll.
Intensiv und kritisch besprochen wurde vielfach auch die Rolle des Vereins DITIB. Dazu lud das Gremium unter anderem SPD-Bundestagsmitglied Macit Karaahmetoğlu zur Beratung ein. Die Ratsmitglieder kamen mehrheitlich zu der Auffassung, dass das deutsche Vereinsrecht ein geeignetes Regulativ ist und zu den Verantwortlichen in Vaihingen ein vertrauensvolles Verhältnis besteht.
Das Grundstück umfasst insgesamt rund 3.480 Quadratmeter. Der Preis liegt bei 215 Euro pro Quadratmeter, zuzüglich Hausanschlusskosten von pauschal 20.500 Euro.
Dem Entschluss des Gremiums war in der Sitzung nochmals eine intensive Beratung, eine weitere Präsentation des Projekts durch den Verein und den Architekten sowie eine Grundsatzerklärung von Oberbürgermeister Uwe Skrzypek vorangegangen. Darin rief der OB zum Zusammenhalt und kulturellen Austausch auf und räumte mit Vorurteilen auf und räumte nochmals Bedenken aus. So wird es beispielsweise keine Muezzin-Rufe von einem Minarett geben und die Finanzierung des Projekt erfolgt ausschließlich durch private Spenden und ohne staatliche Unterstützung. Der Beschluss erfolgte schließlich mit 13 Ja-Stimmen, zehn Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen.
- Teile der Sitzung wurden aufgenommen und können auf dem YouTube-Kanal der Stadt Vaihingen an der Enz eingesehen werden: youtube@VaihingenEnz
Präambel
Die Stadt Vaihingen an der Enz erkennt den Wunsch der Türkisch-Islamischen Gemeinde Vaihingen/Enz nach einem adäquaten eigenen Ort des Gebets und der spirituellen Zusammenkunft als berechtigt und nachvollziehbar an. In einer offenen und vielfältigen Gesellschaft betrachten wir dieses Anliegen als Ausdruck gelebter Religionsfreiheit und als Chance für ein respektvolles Zusammenleben.
Die Errichtung, wie auch der dauerhafte Betrieb der Moschee sollen getragen sein vom gemeinsamen Verständnis für die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unserer Gesellschaft. Die Stadt Vaihingen an der Enz und die Türkisch-Islamische Gemeinde teilen das Ziel, einen Ort zu schaffen, der religiöse Praxis in einem Geist der Offenheit, des Dialogs und der gesellschaftlichen Teilhabe ermöglicht. Politische Unabhängigkeit sowie ein respektvoller Umgang mit unterschiedlichen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen bilden dafür die Basis.
Die Moschee soll ein Ort der Begegnung und des interreligiösen Austauschs werden - offen für die Gesellschaft, transparent in ihrer Ausrichtung und eingebunden in das soziale und kulturelle Leben vor Ort. Als neue Heimat für die muslimischen Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt steht sie für ein aktives Miteinander, das Brücken baut und Vielfalt sichtbar macht.
Die vorliegende und dem Gemeinderat präsentierte Konzeption für eine moderne Architektur der Moschee ist Ausgangspunkt weiterer Planungen und soll im Grundsatz entsprechend realisiert werden.
Mit diesem Vertrag bekunden beide Seiten ihren gemeinsamen Willen, das Projekt Moschee als sichtbares Zeichen für gegenseitigen Respekt, Vertrauen und eine gelebte demokratische Gesellschaft umzusetzen.
Hier finden Sie die wichtigen Unterlagen zur Gemeinderatssitzung am 22. Oktober 2025:
Die Präambel zum Kaufvertrag (PDF-Dokument, 155,03 KB, 24.10.2025)
Die Stellungnahme des Ausländerbeirates Vaihingen an der Enz (PDF-Dokument, 330,15 KB, 24.10.2025)
Die Stellungnahme der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (PDF-Dokument, 92,82 KB, 24.10.2025)




















