Nachhaltige Wärme made in Vaihingen
Am Fuchsloch entsteht das Herz des Wärmenetzes Vaihingen- Nord
Vaihingen – Walle, walle manche Strecke, dass zum Zwecke… Wärme fließe! Wollte man es mit einem Zitat sagen, dann beschriebe Goethes Zauberlehrling am ehesten, was derzeit im Norden der Vaihinger Kernstadt vor sich geht: Das städtische Wärmenetz Nord erschließt Meter für Meter unterirdisch den Bereich vom Stromberg Gymnasium bis zur Biogasanlage. Bereits im Sommer wird die Waldorfschule mit der überwiegend nachhaltigen Wärme made in Vaihingen versorgt, sukzessive kommen kommunale Gebäude und private Kunden dazu.
Nicht nur aus technischer Sicht spannend ist derzeit der Bereich Fuchsloch. Hier entsteht ein wichtiger Knotenpunkt: Das städtische Wärmenetz (Stromberg Gymnasium – Leimengrube – Technisches Rathaus – Mina-Lenges-Kindergarten – Feuerwehr – Gewerbegebiet Fuchsloch III) trifft in der Steinbeisstraße auf das bereits bestehende Wärmenetz der Großbuchbinderei H. Wennberg GmbH. Diese nutzt die Energie aus der Verbrennung von Holzpalletten und versorgt seit Jahren ein kleines Netz mit Wärmeenergie. Die entsprechenden Verträge über den Erwerb des Netzes durch die Stadt sind unterschriftsreif.
Gleichzeitig wird ein weiterer wichtiger Wärmeerzeuger angeschlossen: Die Biogas Ensingen GmbH am Alten Ensinger Weg jenseits des Fuchslochs erweitert auf der Grundlage eines Vertrages mit der Stadt ihre technische Anlage um einen Wärmespeicher und baut eine Wärmeleitung bis zum Verknüpfungspunkt mit dem städtischen Netz in der Steinbeisstraße.
Während die Baustelle in der Steinbeisstraße im offenen Tiefbau ausgeführt wird, entsteht die Verbindung zur Biogasanlage im so genannten Spülbohrverfahren: Ein spezielles Gerät bohrt in mehreren Etappen einen unterirdischen Kanal unter Wege, Wiesen und Wald, ohne einen Graben ausheben zu müssen. In diesen Kanal wird anschließend ein flexibles Wärmerohr eingezogen. Um dem abgekühlten Wasser den Weg zurück zu ermöglichen, braucht es eine zweite Leitung. „Also entstehen in dem ressourcenschonenden Verfahren gleich zwei parallele Kanäle – bei sehr geringer Beeinträchtigung von Mensch und Natur“, wie Anselm Laube von der Energieagentur Kreis Ludwigsburg LEA e.V. erklärt.
Die von der LEA ausgearbeitete Erweiterung des Wärmenetzes Vaihingen Nord ergänzt das Wärmenetz für die Neubaugebiete Fuchsloch III und Leimengrube. „Im kommenden Winter stehen dann Wärmeerzeuger-Anlagen auf der Basis von vier unterschiedlichen Energieträgern zur Verfügung“, erklärt Roland Weikert, der Leiter Wärmenetze des städtischen Versorgungsbetriebes.
Der nachhaltiger Energiemix made in Vaihingen: Die Grundversorgung erfolgt über lokal erzeugtes Biogas und ohnehin lokal anfallendes Paletten-Altholz. Über den im Betriebshof des technischen Rathauses neu errichteten Holzhackschnitzel-Kessel wird bei Bedarf zugeheizt. Als weitere Wärmelieferanten dienen die erdgasbeheizten Gaskessel im Stromberg-Gymnasium sowie das Erdgas-BHKW im Feuerwehrgebäude.
Der Bau der Wärmenetze wird auf Basis des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes (KWKG) mit 40 Prozent gefördert. Die Refinanzierung des bei der Stadt verbleibenden Eigenanteils erfolgt über die nächsten Jahrzehnte über die Einnahmen aus der Wärmelieferung.
Im nächsten Schritt werden nun die Anschlusskosten für private Hauseigentümer sowie der Arbeitspreis für den Bezug der Wärmenergie berechnet. Um der Bürgerschaft Planungssicherheit in Sachen Heizungstausch zu geben, wird aktuell zudem eine Ausbaustrategie für das Wärmenetz Vaihigen-Nord erarbeitet.
